Wolfgang Kemp: "Genderleicht und Bildermächtig"
Der Autor ist Kunsthistoriker und Prof. für Kunstgeschichte und erzählt in seinem satirischen Beitrag vom guten Willen "gender- und queersensible, respektlos zu verstehende und diskreditierend empfundene" Sätze zu vermeiden: Lesenswert!
"Kürzlich musste ich für den Ausstellungskatalog ... einen Text schreiben. Ich wollte unbedingt den Künstler unterstützen und wollte ebenso entschieden dem Sprachdiktat nicht folgen. (...) Ich umsteuerte alle Stellen, an denen Genderregeln greifen, und versuchte trotzdem und gleichzeitig die Bleicheffekte der Neutralform und der Entpersonialisierung zu umgehen.
Die Website "Genderleicht und Bildermächtig" des Journalistinnenbundes empfiehlt: "Formulieren Sie Ihre Gedanken besser so, dass Sie das Geschlecht, so oft es geht, nicht erwähnen". Für diese Praxis gibt es ein Fremdwort, aber egal: Dem kunstvoll nicht zu entsprechen und nicht in eine der vielen Fallen zu tappen, diese Übung machte Spaß - das eine Mal zumindest."
aus: "Grenzen der Schreibkunst" von Wolfgang Kemp - Frankfurter Allgemeine Zeitung 17.4.2024