Ulrike Draesner über Louise Glück- Eine "Dichterin des Körpers"
Ulrike Draesner, Lyrikerin und Romanautorin, kennt die amerikanische Poetin Louise Glück seit mehr als zehn Jahren und hat ihre Gedichte übersetzt. Im vergangenen Jahr erhielt Louise Glück den Literaturnobelpreis. Ihre beiden Gedichtbände, erschienen bei Luchterhand. Sie tragen Titel wie "Wilde Iris" und "Averno", ein Kraterseee, der als Eingang in die Unterwelt gilt. Über die Lyrik von Louise Glück schreibt Ulrike Draesner in der Neuen Zürcher Zeitung:
"Ist ihre Lyrik zeitlos streng? Zeitlos schön? Schön: ja. Die Strenge habe ich nie so empfunden.
"Die Gedichte sind, was Gedichte sein sollen: schlackenlos. Auf sachliche, gnadenlose Weise stossen sie zu ihren Fragen vor. Sie arbeiten mit Wiederholungen und kleinen Verschiebungen. Bilder wachsen aus Bildern. Geleitet werden sie von der Frage nach der Verflechtung zwischen Menschen, zwischen Menschen und Dingen, zwischen Menschen und anderem Leben. Und von der Frage nach der Verflechtung eines Menschen in sich."
Von Ulrike Draesner ist zuletzt der Roman "Schwitters" über das Leben des dadaistischen Merz-Künstlers Kurt Schwitters erschienen.
aus: "Dichterin des Körpers" von Ulrike Draesner - Neue Zürcher Zeitung 11.10.2020