Meral Kureyshi: Das 'Ich' in der Figur
Im vorigen Jahr erschien von Meral Kureyshi der Roman "Fünf Jahreszeiten". Marius Leutenegger hat die Schriftstellerin gefragt: Erfundenes und Reales vermischen sich bei Ihnen untrennbar, in allen Werken, man weiss nie, wo Sie aufhören und wo Ihre Figur beginnt. Woher kommt das?
"... Es gibt keine scharfe Trennlinie zwischen Autobiografie und Fiktion, es vermischt sich stets alles miteinander. Ich kann keine Figur schaffen, die nicht irgendwie mit mir zu tun hat. Und will man die Wahrheit erzählen, braucht man dazu Worte, aber die sind ja auch nicht wahr, die geben nur wider, was man erlebt oder gehört hat. Beschreibe ich ein Gefühl, das ich als wahr empfinde, ist die Beschreibung am Ende immer auch eine Lüge. Das ist aber auch nicht schlimm."
aus: Lesen 4/2020