Harald Martenstein: Schmähkritik macht kreativ
Der Autor schreibt nicht nur geistreiche sarkastische Kolumnen für Tagesspiegel, Zeit-Magazin und die Welt am Sonntag sondern auch Bücher mit starken Titeln: "Nettsein ist auch keine Lösung", "Jeder lügt so gut er kann" "Die neuen Leiden des alten M". Im vorigen Monat erhielt er den Preis der Kolumination. Benedict Neff hat ihn im Interview für die Neue Zürcher Zeitung gefragt:
Ihre Texte scheinen volksnah zu sein. Bei den Journalisten lösen sie aber gereizte Reaktionen aus ... Ein Kritiker hat Ihren Roman "Gefühlte Nähe" als "Samenstaugewinsel" beschrieben. Verletzt Sie das?
"Nein, das war grossartig."
Wieso?
"Beschimpft zu werden setzt bei mir Kreativität frei. Adrenalin wird produziert, ich komme in Schreiblaune. Hin und wieder habe ich mit einer Kolumne auf Schmähkritik reagiert. Ich glaube, diese Texte gehören zu meinen lustigsten. Wenn Sie jemand wüst beschimpft, haben Sie die Lizenz, in der gleichen Tonlage zu antworten, einer Tonlage, die sich sonst verbietet."
aus: "Die Deutschen sind die einzige Nation, die sich abschaffen möchte" von Benedict Neff - Neue Zürcher Zeitung 25.10.2023