Autorenbrief Juli: Urlaub von mir?
Der französische Schriftsteller Paul Nizon (92), ein unermüdlicher Roman- und Tagebuchschreiber, erhielt von seinem Hausarzt den Rat, er solle sich „wenn möglich einmal Urlaub nehmen“. Sein Patient war getrieben von dem Drang schreiben zu müssen. Damals war Nizon etwa 12 Jahre jünger und leicht erschüttert: „Urlaub von mir?“ Schreiben war sein Leben und wie kann man von seinem Leben Urlaub machen?
Wenn Sie ein ebenso starkes Bedürfnis zu schreiben haben, aber keinen Ort an dem sie ungestört sind, bewerben Sie sich um einen Stadtschreiber-Aufenthalt. Das ist eine Möglichkeit, in fremder Umgebung zu schreiben und einen Arbeitsurlaub zu verbringen, ohne sich Gedanken über den Lebensunterhalt machen zu müssen. Besuchen Sie die Seite des Literaturport, auf der Sie Ausschreibungen für Stadt- und Land-Stipendien finden.
Ja, es gibt ihn, den Schreibzwang und er verbindet sich gern mit dem, was die Mediziner Chronophobie nennen. So lautet die Diagnose für Menschen, die eine krankhafte Zeit-Angst haben: Zum Beispiel vor dem zu schnellen Vergehen der Zeit, davor, für alles zu wenig Zeit zu haben, das Gefühl von der Zeit getrieben zu werden, die Zeit nicht anhalten zu können. Oder die deadline Ihres Verlegers nicht einhalten zu können...
Die Künstlerin und Schriftstellerin Julia Cameron kann in jedem Fall helfen. Sie stellt in ihrem Buch Von der Kunst des kreativen Schreibens – Der Weg zum inspirierten Schriftsteller ihre Morgenseiten-Idee und andere Kreativitätstechniken vor. Durch die zahlreichen Übungen gelingt es, die eigene Kreativität zu entdecken und das Schreiben zu einem intensiven Teil des Lebens zu machen. …. Victoria hat es probiert und meint: "Ich liebe es und könnte sogleich wieder von vorne beginnen…"
Bestsellerautorin Sylvia Englert schreibt für Millionen Leser und gibt jungen Schreibtalenten, die, inspiriert durch Ferienerlebnisse Erzählungen und Kurzgeschichten schreiben möchten, die nötigen Ratschläge. Die fünfte Auflage von Coole Texte schreiben und Autor/in werden ist soeben erschienen.
"Man muss als Gerichtsmediziner immer ein bisserl paranoid sein. Man darf sich nicht zu schnell mit Erklärungen abgeben“, sagt der Gerichtsmediziner Christian Reiter, der im Laufe seines Berufslebens 7000 Leichen seziert hat und als Sachverständiger gefragt war. Jetzt ist er zwar pensioniert, aber er hat einen sehr lebendigen Podcast Klenk + Reiter, in dem er von seinen Arbeitserfahrungen erzählt. Wie hat er den Umgang mit so vielen Leichen, viele davon bekannte Mord- und Unfallopfer, selbst überlebt? Es brauchte auf jeden Fall genügend Distanz zu den ‚Patienten‘: „Ein Toter ist doch im Grunde nichts anderes als eine verderbliche biologische Matrix.“ Mehr hier: Autorenblog.
Ein großes Leserinteresse hat es offenbar beim Genre Liebesromane gegeben. Der Verlag Bastei Lübbe hat bekanntgegeben, dass "vor allem das Geschäft mit der Liebesroman-Verlagsmarke Lyx stark gestiegen" ist. Vielleicht möchten Sie auch einmal einen erfolgreichen Liebesroman schreiben? Unsere Autorin Anna Basener hat das "Standardwerk" (Deutschlandfunk) dazu geschrieben: Liebes- und Heftromane schreiben und veröffentlichen. "Hervorragendes Buch, das übrigens auch ein Beispielexposé, ein Treatment und eine Textprobe enthält ... auch zu empfehlen, wenn man nicht gerade vorhat, die große Liebe mit Happy-End zu inszenieren." (Text Art)
Zum Schluss ein paar ermutigende Zeilen für Ihr eigenes Schaffen. Aus dem Gedicht „der gipfel“ von Albert Ostermaier: "es geht weiter sagt / schiller über das leben / bis es aufhört denke ich / mir ein gedicht (…) sei dankbar und / schreibe es geht weiter"
Herzlich
Ihre Gerhild Tieger
P.S. Die Druckerei hat gezaubert und außer The War of Art - So durchbrechen Sie innere Blockaden und gewinnen kreative Energie zwei Erfolgstitel gleich mitproduziert: Rette die Katze - Das ultimative Buch übers Drehbuchschreiben, und Schreiben in Cafés.