Werner Herzog: "Ich setze mich manchmal unbedacht in die Brennnesseln"
Andreas Scheiner hat mit dem Filmemacher Werner Herzog ein ausführliches Gespräch geführt und ihn, auf den Porträtfilm "Werner Herzog - Radical Dreamer" angespielt, gefragt:
Träumen Sie? "Manchmal Einzelbilder. In der Regel ganz Banales, für Freud nicht verwendbar. Ich träume, dass ich ein Sandwich gegessen habe."
Sie sind also kein Träumer, aber ein grosser Stauner. Das fällt auf, wenn man Ihre 'Erinnerungen' liest, Sie staunen über alles. "Staunen ist der Anfang von Kino, von Poesie auch."
95 Prozent der Filme seien Schrott, haben Sie kürzlich gesagt. "Es war eine Dummheit, das so zu quantifizieren. "Ich setze mich manchmal unbedacht in die Brennnesseln. Aber es ist wirklich fast alles schlecht. Pro Erntejahr gibt es maximal vier oder fünf grossartige Filme. Ich selber hege ja den Verdacht, dass meine Prosa meine Filme überdauern wird."
aus: "So wie ich hat keiner gelebt" von Andreas Scheiner - Neue Zürcher Zeitung 29.10.2022