sind Sie Ende 40? Haben Sie schon gemerkt, wie schlecht das für Sie ist? Nach einer Studie des Wirtschaftswissenschaftlers David G. Blanchflower sind Sie gerade in Ihrer unglücklichsten Lebensphase. "Den Tiefpunkt erreicht die 'Glückskurve' bei Personen, die sich in der zweiten Hälfte ihrer Vierziger befinden." Aber vielleicht haben Sie ja auch gemerkt, dass Unglücklichsein für das Schreiben unglaublich anregend ist, wogegen Glücklichsein, Gefühl und Spirit träge machen.
"Der Schreibflow ist unterbrochen, Sie kommen nicht weiter, schon seit Wochen. Nichts hat geholfen, die Blockade loszuwerden. Haben Sie es schon einmal mit Meditation versucht? Der ehemalige PR-Guru Paul Kothes leitet heute als Zen-Lehrer Seminare für Führungskräfte und hat die Meditations-App 7Mind mitentwickelt. In einem Gespräch mit Lisa Becker ist er der Überzeugung, dass Zen die Kreativität anregt, die im Menschen bei Weitem nicht ausgeschöpft sei: "Zen-Meditation ist eine Startrampe für Kreativität."
Momente des Glücks: Drei Literaturkritiker verraten, was sie denken, bevor sie kritisieren. Manfred Papst: "Bei mir entscheidet sich auf den ersten Seiten, ob ein Buch etwas für mich ist oder nicht." Peer Teuwsen: "Etwa jedes zweite Buch lege ich weg. Manchmal ist das Thema zwar interessant, aber die Sprache so schlecht, dass mir meine Lebenszeit zu wertvoll ist, um so viele Stunden damit zu verbringen." Martina Läubli: "Wenn ich ein Buch öffne, hoffe ich jedes Mal, dass sich eine neue Welt auftut, eine eigene Welt, eine eigene Wirklichkeit."
Rich Men North of Richmond heißt der Song des bis vor kurzem noch unbekannten country-folk Sängers Oliver Anthony. Er hat sich wie ein Sturm, wie eine Lawine verbreitet und den Arbeitern in Amerika eine Stimme gegeben. Kein Wunder, denn so wie es beginnt, kann sich (fast) jeder schwer Arbeitende angesprochen fühlen: "I’ve been sellin' my soul, working all day / Overtime hours for bullshit pay" – starke Vergleiche, und so geht es weiter im Text. Der Sänger läßt sich in die Seele blicken und sagt seine Meinung und man denkt, solche Zeilen hat man schon lange nach Bob Dylan nicht mehr gehört. Und man denkt, das hätte ich auch gern geschrieben, so authentisch und berührend.
"Wäre Lebensklugheit nicht ein schönes Geschenk für den typischen Antihelden Ihrer Romane? Wilhelm Genazino: "Das muss ich mir sehr gut überlegen, weil ich damit natürlich unerträglich viel Optimismus verbreiten würde und außerdem etwas Entscheidendes fehlen würde – nämlich das Verrannntsein. Der optimistische Mensch ist nicht verrannt, er ist auch nicht leidenschaftlich. Der optimistische Mensch ist ein Rentner, der froh ist, dass er eine gute Rente hat, gesund ist und der jetzt auf seinen ersten Gehirnschlag wartet."
"Es ist wie träumen. Oder wie wenn der Gedankenfluss kurz vor dem Einschlafen einen Bilderstrom schafft, den man kaum kontrollieren kann. So wird klar, dass wir eigentlich alle über ein künstlerisches Talent verfügen. Es ist einfach die Frage, wie wir es pflegen." Der amerikanischer Cartoonist Christ Ware zeichnet Loser auf ihrem Leidensweg. Ausstellung in Basel bis 29. 10. 23.
Was bleibt: Noch ruht sie sich nicht vom Schreiben aus, die Autorin historischer Romane, in denen es meist um altägyptische Entdeckungen geht: Violaine Vanoyeke. Für den ganz langen Schlaf hat sie vorgesorgt - auf dem Père Lachaise steht ihre Grabstätte mit ihrem 1,85 m großen Abbild schon bereit. Mehr im Autorenblog.
Herzlich Ihre Gerhild Tieger
|