Chris Ware: Entstehen Geschichten aus dem Nichts?
fragt Ueli Bernays den amerikanischen Cartoonisten, von dem gesagt wird, er habe "die Graphic Novel revolutioniert".
"In dem Moment, in dem ich zu zeichnen beginne, hält sich die Phantasie fast immer an irgendeine Erinnerung. Meist ist es ein Raum aus der Kindheit, ein Klassenzimmer zum Beispiel oder das Haus meiner Grossmutter. Hinter Türen und Fenstern stelle ich mir dann Figuren vor, die an Bekanntschaften aus meinem Leben gemahnen. Dann frage ich ich: Weshalb zeichne ich die? Ich muss das in einem nächsten Pan el weiterverfolgen, es nimmt mich wunder, was ihnen passiert. Das treibt eine Geschichte vorwärts. Aber man weiss nicht, wohin sie führt. No way! Man kann das vorausplanen, aber dann ist es, als würde man tote Körper aufs Papier bringen."
aus: "Chris Ware zeichnet Loser auf ihrem Leidensweg" von Ueli Bernays - Neue Zürcher Zeitung 7.8.2023