Autorenbrief Okt. 2022: Werkzeugkasten fürs Leben und Schreiben
Liebe Autorinnen und Autoren,
wenn es in einem Thriller, Kriminalroman, einer Erzählung oder einem Unterhaltungsroman um Verbrechen und Täter geht, stellt sich immer die Frage nach dem Warum. Welchen Hintergrund gibt es, wie ist der Protagonist zum Kriminellen geworden? Die forensische Psychiaterin Nahlah Saimeh hat eine Theorie warum der Eine ein Kapitalverbrechen begeht, ein anderer nicht. Ihre Antwort: „Jeder Mensch erhält bei seiner Geburt eine Art Rucksack mit Dingen, die er sich nicht aussuchen kann. (…) Das ist der Werkzeugkasten für die Bewältigung des Lebens. Im Lauf der Zeit kommen Erfahrungen und Erlebnisse dazu. Und je nachdem, wie die eigene Grundausstattung ist, kommt man mit den Herausforderungen des Lebens besser zurecht oder nicht. Man kann also an seinem Gepäck zerbrechen – im Leben scheitern, kriminell werden.“
Für Schriftsteller kommt es auf die Kunst der Figurenbildung an, egal ob es um den Guten oder um den Übeltäter geht: “Jedes literarische Werk steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit seiner Figuren.” Auf dieser Grundlage entwickelte Lajos Egri seine Schritt-für-Schritt-Anleitung wie man starke Charaktere schafft und originelle Ideen gewinnt, die zu überzeugender Handlung führen. Lajos Egri: Literarisches Schreiben.
Unsere Autorin Sylvia Englert (Fantasy schreiben), als Katja Brandis Schöpferin der Woodwalker-Bände für Jugendliche, hat Grund zur Freude: „Als ich die ersten Woodwalkers-Bände geschrieben habe, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass es mal ein Brettspiel dazu geben würde, und ich finde es großartig, dass so ein erfahrener und renommierter Spieleentwickler wie Kai Haferkamp sich des Projekts angenommen hat! Sein Konzept, die Spielidee rund um das Unterrichtsfach Kampf und Überleben aufzubauen, hat mich gleich begeistert." Spieleentwickler Kai Haferkamp verrät wie er bei der Gestaltung von Spielen vorgeht, nachdem ihn ein Buchthema wie Woodwalkers inspiriert hat: Tieger-Blog.
Die Technik des Story-Buildings erklärt Ronald Tobias in 20 Masterplots. Er beschreibt anhand zahlreicher Beispiele zwanzig archetypische Plots. “Für ein Sachbuch ausgenommen spannend, dabei aber auch informativ für den Newbie wie für den schon versierten Autor. Unbedingt empfehlenswert” (Lovely Books). Die neue Auflage ist ab sofort wieder lieferbar.
Der Literatur Kalender 2023 von Elisabeth Raabe, gestaltet von Max Bartholl zum Thema "Momente des Miteinander" ist erschienen - mehr im Tieger-Blog.
Wenn man als Held stirbt, lebt man dann nicht fort in den Geschichten, die über einen erzählt werden? Timo Frasch hat die Publizistin Samira El Ouassil gefragt: Werden Autoren durch ihre Geschichten überleben, wird etwas zurückbleiben vom heldenhaften Kampf der Protagonisten und ihrer Gestalter – vielleicht mit einem letzten Gedicht, einem Stück Prosa? „Geschichten sind eine Art Elysium, auf das die Lebenden Zugriff haben, sie machen uns unsterblich.“ Denn Geschichten überdauern die Sterblichkeit und erfüllen die Sehnsucht, dass etwas von uns überdauert.
Herzlich Ihre Gerhild Tieger