Autorenbrief Juli 2020

Liebe Autorinnen und Autoren,

die forensische Psychiaterin Nahlah Saimeh veröffentlichte vor zwei Jahren ein Buch mit dem Titel Grausame Frauen über die Psyche von Frauen, die schwere Verbrechen begangen haben. Anhand von wahren Fällen zeigt sie, dass auch Frauen kaltblütig Verbrechen begehen. Aber egal, ob eine Frau oder ein Mann zu Tätern wurden, in den meisten Fällen, waren sie selbst einmal Opfer, siehe Masterplot 15 „Verbotene Liebe“ und Masterplot 16 „Das Opfer“ aus: Die 20 Masterplots Die Basis des Story-Building in Roman und Film von Ronald Tobias.

Von Torrey Peters ist der erste Trans-Roman herausgekommen: Detransition, Baby (Ullstein). „Er ist nicht autobiografisch“, sagt sie, obwohl sie die Verwandlung vom Mann zur Frau selbst durchgemacht hat. „Wer etwas nicht versteht, soll es googeln“, empfiehlt sie. Ihr Vorbild sei die schwarze Schriftstellerin Toni Morrison. „Sie kümmerte sich keinen Deut um die Wissenslücken etwaiger weißer Leserinnen ... Das erlaubte ihr, mit vollem Tempo zu schreiben. Ich nehme mir dieselbe Freiheit und widme mich Fragen, die uns alle beschäftigen sollten, unabhängig von Geschlechtsidentität, Lieblingsparfüm oder sonst etwas.“ Und: „Was ich schreibe, muss nicht mehrheitsfähig sein, aber wenn es das ist, umso besser.“ 

FADE IN.

Sie sitzen jetzt also selbst am Schreibtisch und schreiben ganz frei und unbelastet – ohne an die Mehrheit der Leser zu denken. Dafür vielleicht mit Blake Snyders Rette die Katze zur Seite, das Ihnen hilft, die Regeln des Roman- oder Drehbuchschreibens anzuwenden oder besser noch: zu brechen. Da begegnet Ihnen diese Notiz für ein kleines Plot-Highlight: Handstand auf der Autobahnbrücke. So geschehen unter den wachsamen Augen eines Schutzengels auf einer Brücke über die A 111. Dort hatte ein Mann einen Handstand probiert, war auf die Autobahn gestürzt und überlebte nur leicht verletzt. Das erinnert an den Film „Angel A“ von Luc Besson.

FADE OUT.

Die englische Schriftstellerin Hilary Mantel ist nach Irland umgezogen. Ihr Schreibtisch mit neun Schubladen, an dem auch ihre Cromwell-Trilogie entstand, hat auf der Bonhams-Auktion für 5355 Pfund einen neuen Besitzer gefunden. Den Erlös spendet die Schriftstellerin, um „Kindern Bücher zu kaufen, die sie brauchen“. Im Schreibtisch lag eine Nachricht an den neuen Eigentümer: „Es ist Zeit für den Schreibtisch, woanders weiterzumachen – er ist zwar schon etwas mitgenommen, hat aber noch Leben in sich.“ 

Hier noch drei Buchtipps zur Urlaubszeit:

Natalie Goldberg: Schreiben in Cafés - der Klassiker
Sidney Lumet: Filme machen - über Schauspieler,- Drehbücher und Filmemacher
Ray Bradbury: Zen in der Kunst des Schreibens - Der Weg zum Erfolg 

Herzliche Grüße         
Ihre Gerhild Tieger 

“Wer schreibt oder liest, lebt viele Leben und verpasst gar nichts.” (Montesquieu)