Autorenbrief: Glückspilze und Pechvögel - Das Fünf-Faktoren-Modell
Liebe Autorinnen und Autoren,
ein Comic ist ein Zwitterwesen, zur Hälfte Geist zur anderen Hälfte Bild. „Bei Comics liest man die Bilder eher, als dass man sie anschaut. Man muss sie so zeichnen, dass sich die Aufmerksamkeit auf eine im Bild destillierte Information weiterträgt durch die Erzählung. So wie man in der Literatur nicht an einzelnen Sätzen hängenbleibt.“
Im Cartoon Museum Basel werden die Graphic Novels des amerikanischen Zeichners und Autors Chris Ware ausgestellt. Ueli Bernays hat ihn für die Neue Zürcher Zeitung gefragt wie seine Comics entstehen: "Ich gehe beim Zeichnen oft von einem Konzept aus, aber dann kommt es meistens ganz anders. Wenn ich eine Episode fertig habe, erweist sich das spontane, improvisierte Erzählen als viel tiefgründiger und als besser strukturiert als das anfängliche Konzept. Das ist eine verrückte Erfahrung, es erstaunt mich immer wieder.“ Was der Künstler über die Entstehung seiner gezeichneten Geschichten sagt, finden Sie im Autorenblog: Entstehen die Geschichten aus dem Nichts?
Dialoge schreiben ist nicht einfach, die wortgetreue Wiedergabe wirkt oft künstlich, deshalb warnen viele Schreibratgeber davor, belauschte Wortwechsel original zu übernehmen. Dieses Krimi-Beispiel ist ein wörtlich zitierter Dialog aus dem Leben - hätten Sie ihn besser schreiben können?
Das Forschungszentrum der Psychologischen Fakultät an der Hertfordshire Universität hat sich intensiv mit der Frage der Persönlichkeit von sogenannten "Glückspilzen" und "Pechvögeln" beschäftigt. Dabei ist man dem Fünf-Faktoren-Modell gefolgt, ausgehend von den fünf Dimensionen: Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Neurotizismus und Offenheit. Es stellte sich heraus, dass Glückpilze weniger neurotisch, dafür offener und extravertiert sind. „Sie lassen sich weniger schnell beunruhigen, haben weniger Stress und treffen gerne mehr Menschen, was die Chance mehr glückliche Ereignisse zu erleben wiederum erhöht. Außerdem hören die Glückspilze stärker auf ihre Intuition und vertrauen ihrem Bauchgefühl.“
Eine ganz besondere Ausstellung für Rockliebhaber des unvergessenen Freddie Mercury ist die „A World of His Own“ in London. Sie kann noch bis zum 5. September, dem Geburtstag von Freddy Mercury, besucht werden. Auf 16.000 qm werden 1.400 Gegenstände aus dem Nachlass des Queen-Frontmanns gezeigt. Seine Lebensgefährtin Mary Austin lässt private Gegenstände aus dem „Garden Lodge“ zugunsten der Elton-John-Aids-Foundation und dem gemeinnützigen Mercury-Phoenix-Trust versteigern. Zu sehen ist unter anderem die handschriftliche Fassung der Textversion von "We are the Champions". Der Sommer-Song des Jahres ist noch ungeschrieben, lassen Sie sich von den beiden Profis Jeske-Reitz inspirieren: ihr Handbuch für Songtexter ist das Standardwerk.
Kürzlich hat Leonard Schulz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den türkisch-deutschen Autor Fikri Anil Antintas gefragt, was ihn dazu motiviert, seine Botschaften als Kurztexte (siehe auch Short Shortstories) auf Instagram zu veröffentlichen: „Meine Erfahrung war, dass Menschen typisch türkische Dinge mit mir assoziierten. Das Schreiben hat mir den Mut gegeben, das infrage zu stellen. Es war keine strategische Entscheidung: ein hessischer Türke, der Feminismus aus einer männlich-muslimischen Perspektive betrachtet. …“ Nun hat er seinen autofiktionalen Roman Im Morgen wächst ein Birnbaum bei btb veröffentlicht.
Unsere Autorin Marion Gay wird auch in Lehrerkreisen geschätzt: Ihre beiden Bücher Türen zur Poesie und Türen zur Fantasie sind mit ihren jeweils 100 Schreibspielen geschätzte Bände übers Kreative Schreiben im Unterricht. Die 5. Aufllage von Türen zur Fantasie ("Ein sehr hilfreiches und lesenswertes Buch", Berliner Literaturkritik) wird in diesem Monat von der Druckerei ausgeliefert.
Zettels Sommertraum: Arno Schmidt träumte nicht nur im Sommer von Inhalten für seinen Zettelkasten und dem was daraus entstehen sollte: "Es ist meine Art, viele Zettel zu sammeln – dann sorgfältig hintereinander zu montieren – und dann das Buch zu schreiben." So, behauptete er, sei sein legendäres Werk entstanden: "Sie müssten mal meinen Bleistift rauschen hören, wie ich schreibe!"
Herzlich,
Ihre Gerhild Tieger